vor 100 Jahren      
 


 

Oespel, 21. April 1924 Clärchen Niermann (17), Schneiderinlehrling aus Oespel und Willi Dellbrügge (19), Bergmannsohn mit akademischen Ambitionen aus Eichlinghofen fanden sich zu einer kleinen Pause auf einer Bank im Dorney ein, wollten sich mit Freunden im Goldberg-Restaurant "Zum Dorney" treffen. Fünf Schüsse (davon 2 von hinten in den Kopf, wie Ermittler der Kriminalpolizei feststellten) beendeten dort gegen 21 Uhr ihr viel zu junges Leben.
War es ein Beziehungsdrama, das so tragisch endete? War es einfach nur eine Verwechselung? Oder war es ein Raubmord (Willi Dellbrügge fehlten 6-7 Mark und die Uhr)? Auch hierzu konnten die Ermittler keine gesicherte Aussage treffen. Der anfänglich verdächtigte Flurhüter Hartung wurde nach Klärung der Sachverhalte aus der Untersuchungshaft entlassen (er erhielt sogar eine Haftentschädigung).

 

 
Familie Niermannn im Jahr 1915: Clara (links, 8 o. 9.  Jahre) mit Mutter Margarete, Vater Heinrich und Bruder Heini, © K. Kramp 

 

100 Jahre liegt die schreckliche Tat vom Ostermontag, dem 21.4.1924 zurück. Selbst alteingesessene Anwohner kennen die tragische Geschichte nicht. Nun erinnert der Heimatverein Oespel-Kley daran und möchte den extrem verwitterten Gedenkstein auf dem Friedhof in Oespel mit den zuständigen städtischen Stellen wieder herrichten lassen und die Inschrift wieder sichtbar machen.

 

Clara Niermann

* 15.12.1906

Willi Dellbrügge

* 30.12.1904

 

Durch Mörderhand + 21.04.1924

 

Nun schlafen sie bei den Toten

wegmüde Hand in Hand

sie waren der Schönheit Boten

im bitteren Menschenland.

 

Mittlerweile hat der Heimatverein Kontakt zur Großnichte von Clara Niermann, Katharina Kramp, und hatte so die Möglichkeit, etwas Einblick und Hintergrundinformationen in diesen tragischen Vorfall und die betroffenen Menschen zu bekommen.

Link zum Ruhrnachrichten-Beitrag. (nur für RN+ Abonnenten nutzbar)

Ruhrnachrichten-Beitrag vom Treffen mit Katharina Kramp. (nur für RN+ Abonnenten nutzbar)

 

    Fotos: A. Horster, B. Dönnewald


 

Doppelmord-Gedenkstein wird hergerichtet
 

Nachdem der Heimatverein von der Friedhofsverwaltung die Genehmigung erhalten hat den Gedenkstein wieder herzurichten und das Grünflächenamt die Umfeldrodung durchgeführt hatte, konnte im ersten Schritt in Eigeninitiative eine denkmalgerechte Grabbepflanzung erfolgen. Im nächsten Schritt soll der Gedenkstein gereinigt werden, so dass man auch die Inschrift wieder entsprechend lesen kann.

 

   
 

Gedenkstein erfährt Würdigung durch die Familie
 

Am 2.11.2024 hat sich die Errichtung des Gedenksteines zum 100. Mal gejährt und diese Grabstätte eine entsprechende Würdigung durch den Heimatverein und der Familien Kramp und Niermann erfahren, die zu diesem Jahrestag zahlreich erschienen sind. Ebenso waren Vertreter der Presse, der Naturfreunde und interessierte Zuschauer anwesend.
Ralf Peters stellte in seine Ansprache den Bezug zum Jahr 1924 und zu gesellschaftlichen und politischen Aspekten dar und erklärte, dass eine Trauerfeier mit über 100 Teilnehmern erst nach Abzug der Franzosen im August 1924 möglich war.

Frau Kramp bedankte sich im Namen der Familie für das Engagement des Heimatvereins und reflektierte nochmals die Umstände der Ereignisse vom 21.4.1924. Desweiteren berichtete sie, dass auch die Eltern von Clara Niermann dort begraben liegen. Nun habe sie einen Bezugspunkt in Oespel, zu dem sie gerne wiederkomme.

Ruhrnachrichten-Beitrag vom 6.11.24. (nur für RN+ Abonnenten nutzbar)