
Knappenverein "Glück Auf Dortmund-Kley 1885"
Ende Januar 1885 fand in der Wirtschaft Rüssmann (heute Reihenhäuser Kleybredde 57 – 57c) eine zahlreich besuchte Bergarbeiter-Versammlung statt, in welcher einstimmig beschlossen wurde, einen Knappenverein in Kley zu gründen. Hauptzweck sollte die Unterstützung der Mitglieder in Krankheits-, Unglücks- und Todesfällen sein. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich mehr als 80 Bergarbeiter bereit erklärt, dem Verein beizutreten.
Am 5. Juli 1885 erfolgte schließlich die Gründungsversammlung bei Rüssmann. In den Vorstand wurden gewählt:
Karl Stickan (Vorsitzender), Heinrich Stackelbeck (stellv. Vorsitzender), Heinrich Wolter (Schriftführer), Friedrich Kärner (stellv. Schriftführer), Dietrich Wember (Kassierer), Wilhelm Stickan (stellv. Kassierer) und als Krankenbesucher: H. Hoffmann, Fr. Bartling, H. Rüter und W. Rumpsmöller.
Nach den von den Behörden genehmigten Statuten bestand der Zweck des Vereins darin:
- seine Mitglieder bei Erkrankungen zu unterstützen und bei Todesfällen ihnen bzw. den Hinterbliebenen eine Beihilfe zu den Beerdigungskosten zu gewähren,
- einen kameradschaftlichen Geist unter den Mitgliedern zu erwecken.
Mitglied konnte jeder unbescholtene Bergmann werden, der zwischen 16 und 40 Jahre alt war.
Das Eintrittsgeld betrug 1,50 M, später Eintretende sollten 3 M entrichten. Bei Sterbefällen sollten die Hinterbliebenen 30 Merhalten, eine gleich hohe Summe fiel für jedes Mitglied beim eventuellen Tode der Frau an. An Krankengeld waren pro Tag 50 Pf. vorgesehen.
Bereits in der folgenden Versammlung am 2. August 1885 wurde unter den Mitgliedern eine Sammlung vorgenommen mit dem Zweck, eine Vereinsfahne zu beschaffen. Unter dem Motto: "Viele Wenig machen ein Viel, Vereinte Kräfte führen zum Ziel“, wurde auch in der Bürgerschaft der Gemeinde Kley zu diesem Zweck eine Sammlung durchgeführt.
Mit der Fertigung der Fahne wurde Eugen Umbech in Dortmund beauftragt, die bis zum 30. August abgeliefert werden sollte.
Am 6. September 1885 feierte der Knappenverein zugleich mit der Sedanfeier die Einweihung seiner neuen Fahne. Beim Antreten des Vereins zum gemeinsamen Besuch des Festgottesdienstes in der Kirche zu Lütgendortmund übergab der Vorsitzende Stickan mit einer Ansprache an den Verein, dem Fahnenträger die Fahne. An den folgenden Festzug durch die Straßen des Dorfes schlossen sich ein Konzert und ein Ball im Festlokal von Rüßmann an.
In den folgenden Jahren war die Mitgliederentwicklung des Vereins starken Schwankungen unterlegen. Während in Hochzeiten mehr als 120 Mitglieder (1898) gezählt werden konnten, ging die Zahl der Mitglieder rapide auf 25 (1908) zurück. Das war im Wesentlichen auf die stark schwankende Konjunktur im Steinkohlebergbau zurückzuführen – verbunden mit rigiden Entlassungswellen bei den Bergarbeitern. Zudem befand sich einerseits die gewerkschaftliche Organisation noch in den Anfängen und andererseits war eine staatliche Unterstützung in diesen Zeiten undenkbar.
Immerhin konnte der Knappenverein sein 100jähriges und am 15.10.1995 im Vereinsheim in der Kleingartenanlage ,,Kleyberg" sein 110jähriges Jubiläum feiern.
In der Festrede des Bundestagsabgeordneten Hans Urbaniak wurde insbesondere die Tradition und Treuehervorgehoben, die in den Knappenvereinen bestimmend waren. Die darauf folgende Ehrung langjähriger Mitglieder wurde von dem Festredner und dem ersten Vorsitzenden Günter Strecke vorgenommen. Zu dieser Zeit hatte der Verein noch 72 Mitglieder.
Unter den Geehrten befand sich auch der ehemalige Reviersteiger Karl Paulukat, der schon zur 100-Jahrfeier eine Chronik des Knappenvereins Kley verfasst hatte.
Am 22. Februar 2010 musste der Verein, wie so viele andere Knappenvereine vorher, aufgelöst werden. Die Fahne des Knappenvereins Kley wurde von Konrad Lange dem Bergbaumuseum BV-Kleinzeche in Dortmund – Mengede übergeben.
Foto: Hildebrand Hucke
Als Schlusswort sei ein Zitat von Hildebrand Hucke angefügt:
„Dieser Verein hat viele Dinge gesehen, Schicksale erlebt, Trauer und Freude in seine Seele aufgenommen und ist nun in den Ruhestand eingetaucht. Aber die Fahne ist noch da.“
Mit den sukzessiv erfolgten Stilllegungen der Zechen im Ruhrgebiet hat sich die Zielsetzung der verbliebenen Knappenvereine wesentlich geändert. Ziel ist nunmehr, die Tradition des Bergbaus zu fördern, der Nachwelt zu erhalten und an spätere Generationen weiterzugeben. Darüber hinaus soll das Andenken an den Ruhrbergbau gewahrt werden, der in der Nachkriegszeit eine wesentliche Voraussetzung für den heutigen Wohlstand unserer Gesellschaft weit über das Ruhrgebiet hinaus erst ermöglicht hat.