Der Hoddenstein 



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Bislang fristet er ein trauriges Dasein. Kaum jemand schenkt ihm Beachtung, obwohl tagtäglich zahlreiche Menschen an ihm vorbeilaufen. Auch vom Auto aus könnte man ihn sehen, wenn man wollte.

Stattdessen führt der „Hoddenstein“ in Kley jahrzehntelang ein Schattendasein. Dabei handelt es sich um ein altes Relikt, das viel zu erzählen hat und alles andere als versteckt liegt.

Doch seine Lage an einer stark frequentierten Kreuzung hat den Bekanntheitsgrad des Gedenksteins bislang nicht gesteigert.

„Dass ihn niemand bislang wahrgenommen hat, liegt wahrscheinlich daran, dass der Stein so verwittert war“, vermutet Bernd Hosemann vom Heimatverein Oespel-Kley und hat das Mini-Denkmal an der Kreuzung Kleybredde/Echloh/Kleyer Weg vor rund zwei Jahren entdeckt. „Wenn man sich mit Heimatgeschichte beschäftigt, achtet man bewusster auf seine Umgebung“, sagt er. Zuvor hatte er den Stein auch über Jahre sprichwörtlich links liegenlassen.

Sein Interesse war geweckt und er wollte mehr über den Stein und seine Geschichte in Erfahrung bringen. Er war sich sicher: Alteingesessene Kleyer könnten ihm einiges dazu erzählen. Doch weit gefehlt: Die meisten, die er befragte, hätten mit einem bedauernden Achselzucken reagiert. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Gedenkstein in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt geblieben ist.

Also lenkte Bernd Hosemann in einem zweiten Schritt seine Recherche auf alte Zeitungsartikel. Zudem wurde der stark verwitterte Stein im Zuge der stadtweiten Aktion „CleanUp DO 2024“ gereinigt und damit seine vierzeilige Inschrift wieder lesbar: 

„W+H+ u. dessen Ehefrau geborene Neuhoff 1858“

 

  
"Hoddenstein" vor und nach der Reinigung

 

Danach sei das „Geheimnis“ gelüftet worden: „Es handelt sich offensichtlich um einen Gedenkstein, der von Wilhelm Hodde, einem in Kley alteingesessenen Bauern, anlässlich seines Gutshof-Neubaus in 1858 gestiftet wurde. In einem der Zeitungsausschnitte sei bereits 1856 die Vergabe der Arbeiten für den Neubau er- wähnt. In 1857/58 fanden die Abrissarbeiten statt und 1860 wurde der gesamte Besitz einschließlich der Neubauten verpachtet. Seine Frau Anna Charlotte Neuhoff stirbt 1864; er selbst stirbt 1887 mit 87 Jahren in Düsseldorf“, so Hosemann.

Vermutlich wurde dieser Stein nach dem Abriss des Cramer-Hofes (wie der Hodden-Hof später hieß) an besagter Stelle platziert. Grund für den Abriss war der Bau der Echeloh-Siedlung im Jahre 1962. Demnach steht das Mini-Denkmal dort bereits seit über 60 Jahren. Die Lindenallee auf der Wiese war mutmaßlich die Zufahrt zum damaligen Cramer-Hof.

 

"Lindenallee" als Zufahrt zum ehem. Cramer-Hof

 

Im Zuge seiner Recherche hat Bernd Hosemann noch weitere Details herausgefunden:

  • Um die Wende des 18. Jahrhunderts ging vom Gebiet um Kley ein beachtlicher landwirtschaftlicher Fortschritt aus. Heinrich Wilhelm Hodde zu Kley wird hier als Beispiel eines geschickten Landwirts erwähnt. Er war der erste im Gebiet um den Hellweg, der das Saatkorn erfolgreich beizte und den Fruchtwechsel einführte. Er versuchte, Bienen zu züchten, Obst in verstärktem Maße anzubauen und für die Winterlagerung zu dörren. Seine Zuchtmethoden mit Kühen waren geschätzt. Mehrfach wurde er von höherer Stelle ausgezeichnet. (Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik, Band 4, 1788)
  • Das Grundstück der erstmals 1857 in Kley gebauten Schule (Am Zitter) wurde von Hodde gestiftet.
  • Nach einem Kataster von 1826 gehörten circa 75 Prozent der Kleyer Flächen drei Großbauern: Hodde (später Cramer), Kley (heute Hinder- feld) und Tönnis (heute Gerber).
  • Aufgrund umfangreicher Holzverkäufe für den Grubenbau der umliegenden Zechen, insbesondere Zeche Borussia (Oespel), hatten die Großbauern die Mittel zur Verfügung, um ihre Höfe zu erneuern und zu vergrößern.

Ein Stein sucht nach Anerkennung: Der "Hoddenstein" am Echeloh

 

Wer weiß mehr?

Bernd Hosemann, der auch im Austausch mit der städtischen Denkmalbehörde ist, betont: „Meine Recherchen zu den Bauernhöfen in Kley sind noch nicht abgeschlossen. Für entsprechende Hinweise von Kleyer Einwohnern wäre ich deshalb dankbar.“

Text: Beate Dönnewald, RN • Bilder: B. Hosemann